Für manche nur ein Werkzeug, für andere ein Liebhaberstück, für dritte zu viele Zahlen und komplizierte Einstellungen: Die Kamera. Im zweiten Teil dreht sich alles um das Gerät, das unsere Bilder macht. Ich zeige dir verschiedene Kamera-Typen und zu jedem Typ noch ein paar, in meinen Augen, gute Modelle. Da ich mehr Erfahrung habe mit 35mm als mit 120mm (Mittelformat) und ich keinen Roman schreiben will, beschränke ich mich hier auf 35mm-Film Kameras. Mittelformat-Fotografie wird wohl zu einem späteren Zeitpunkt noch kommen...
Die Frage "Welche Kamera soll ich kaufen?" wird grundsätzlich immer mit "Kommt darauf an, wofür du sie brauchst." beantwortet. Deshalb versuche ich hier eine möglichst breite Spanne an 35mm Kameras abzudecken. Es gibt hunderte von Kameramodellen und viele davon sind gut. Die hier aufgeführten Kameras besitze ich selber oder habe schon viel Positives darüber gehört oder gelesen. Die Kameranamen sind jeweils an einen Link gekoppelt, der dich zu einer Seite mit weiteren Informationen führt (die Seiten sind meist auf Englisch, aber das schaffst du schon).
Noch kurz zur Funktion der Kamera. Das Bild entsteht, wenn Licht durch das Objektiv auf den lichtempfindlichen Film fällt. Die Kamera öffnet nur den Vorhang, damit das Licht bis zum Film kommt. So wichtig ist die Kamera in der Analog-Fotografie.
Was das Bild und dessen Qualität am meisten beeinflusst, sind das Objektiv und der Film. Bei allen Kameras mit Fixbrennweite kommt es natürlich sehr auf das verbaute Objektiv an. Bei Kameras mit Wechselobjektiv kommt es darauf an, dass es für den jeweiligen Kamera-Anschluss gute Linsen gibt, da die Kamera in diesem Fall wirklich nur der Vorhang vor dem Film ist. Was die Kameras aber unterscheidet sind ihre Ausstattung und die Bedienung. Diese muss für dich stimmen. Also viel Spass beim Entdecken. :)
Point&Shoot
Minolta AFZ ©Hitzigraphy
Vollautomatisch, handlich und einfach zu Bedienen. Point&Shoot Kameras sind super für's Reisen, für Party-Fotografie, Schnappschüsse und Portraits mit dem "Terry Richardson Look". Leider kann man aber keine eigenen Einstellungen an der Kamera vornehmen, wie Blende oder Verschlusszeit. Lediglich der Blitz kann bei ein paar Modellen ein- und ausgeschaltet werden. Die Bildqualität dieser Kameras ist meist extrem gut, wenn man beachtet, dass die Kameras aus Plastik und oft günstig zu haben sind. Bei den Point&Shoot Kameras sind diejenigen ohne Zoom stets besser und schärfer, da Fixbrennweiten viel besser angepasst werden können. Zoom-Objektive sind immer ein Kompromiss.
Olympus Mju II - Klein, handlich, 35mm f/2.8, gute Bildqualität, mittlere Preisklasse
Minolta AFZ - Grosser Sucher für eine Point&Shoot, schneller Autofokus, gutes 35mm f/2.8 Objektiv, sehr günstig
Fujifilm DL Super mini - Klein, edel, selten, scharfes 28mm f/3.5 Objektiv, mittlere Preisklasse
Yashica T3 - Kleiner Lichtschachtsucher neben dem normalen Sucher, 35mm f/2.8 Carl Zeiss Linse, für scharfe und weiche Bilder, mittlerweile teuer, berühmt durch Terry Richardson
Premium Compact
Contax T2 Gold ©Hitzigraphy
Premium Compact-Kameras sind sozusagen edle Point&Shoot Kameras mit der Möglichkeit manuelle Einstellungen vorzunehmen. Sie besitzen grundsätzlich hochwertige Objektive (was bei diesem Preis auch so sein sollte). Es gibt die Möglichkeit den Autofokus zu benutzen oder manuell zu fokussieren. Gemeinsam haben sie alle, dass sie schön aussehen und gut verarbeitet sind. Schlussendlich ist es aber wieder eine Liebhaber-Frage. Ich besitze eine Contax T2 und liebe die Bilder, die sie produziert, die Bedienung ist aber nicht wirklich so, wie ich das gerne habe. Aber da sind wir zum Glück alle unterschiedlich.
Contax T2 - Schön und edel verarbeitet, scharfe 38mm f/2.8 Carl Zeiss Linse, leiser Verschluss, Blende kann manuell eingestellt werden, teuer
Nikon 35Ti - Kompakt, spezielle Belichtungsmessung und Anzeige, 35mm f/2.8 Objektiv, Blende und Verschlusszeit können manuell eingestellt werden, nicht ganz so teuer wie die Contax T2
Minolta TC-1 - Kompakt, 28mm f/3.5 Objektiv, Blende kann manuell eingestellt werden, LCD Screen, fast so teuer wie die Contax T2
Rangefinder mit Fixbrennweite
Konica Auto S3 ©Hitzigraphy
Rangefinder mit Fixbrennweiten waren eine Zeit lang meine Lieblingskameras, weil sie klein und leicht sind, aber gute und lichtstarke Objektive haben. Beim Rangefinder schaust du durch den Messsucher, anstatt wie bei einer SLR (Spiegelreflexkamera) durch das Objektiv. Dies hat den Vorteil, dass man die Kamera anders ans Auge halten kann und ein grösseres Sichtfeld hat, als wenn man durch das Objektiv schaut. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Kameras schmaler sind, weil sie innen keinen Spiegel haben, dadurch können auch die Objektive kompakter gebaut werden. Diese Art von Kamera hat auch ihre Nachteile, zum Beispiel liegt die Naheinstellgrenze praktisch immer bei +/- 1m, während die SLR's oft eine Naheinstellgrenze von bis zu 30cm haben. Wenn man gerne mit Rangefinder fotografiert lohnt sich eine kleine Knipse dieser Art für Unterwegs.
Rollei 35 - Klassiker unter Fotografen, Weltweit kleinste Vollmechanische 35mm Kamera, 40mm f/3.5 Carl Zeiss Objektiv versenkbar, gibt verschiedene Model-Varianten mit und ohne Belichtungsmesser, wurde zuerst in Deutschland, dann in Singapur produziert, mittlere Preisklasse
Ricoh 500G - Super einfache Kamera, Blende/Verschlusszeit/ISO manuell einstellbar, sehr klein und leicht, 40mm f/2.8 Objektiv, interessantes Bokeh, sehr günstig (die Hanimex compact R ist die genau gleiche Kamera einfach mit anderem Namen)
Konica Auto S3 - Scharfes und lichtstarkes 38mm f/1.8 Objektiv, Verschlusszeit kann manuell gewählt werden, klein und leicht, mittlere Preisklasse
Canon Cannonet QL-17 GIII - Lichtstarkes 40mm f/1.7 Objektiv, Verschlusszeit und Blende manuell, sehr günstig für die Qualität, die sie bietet
Rangefinder mit Wechselobjektiv
Leica M4 / mit Adapter M39-M Voigtländer Ultron 35mm f/1.7. ©Hitzigraphy
Die wohl bekannteste Rangefinder-Kamera ist die Leica M. Sie ist auch der Ursprung dieser Art von Kamera. Dank ihrer stabilen Bauweise und kompakten Objektiven war die Leica lange die beliebteste Reportage-Kamera überhaupt. Es gibt jedoch noch einige andere Kameras in diesem Segment, die alle nicht so bekannt sind.
Die hier vorgestellten Kameras haben einen gemeinsamen Vorteil: das M-Bajonett oder das etwas ältere M39-Bajonett. Beides sind Anschlüsse, die Leica ins Leben gerufen hat und für die es unmengen an Objektiven gibt, die bekannt sind für ihre Qualität und geringe Grösse.
Leica M4 - Framelines für 35mm/50mm/75mm/90mm, voll mechanisch, Verschlusszeit bis 1/1000, keine Batterien/kein Belichtungsmesser, ein Design-Klassiker, simpel, schwer, teuer
Zeiss Ikon M - Framelines für 28mm/35mm/50mm/85mm, Verschlusszeit bis 1/2000, Belichtungsmesser integriert, teuer
Konica Hexar RF - Framelines für 28mm/35mm/50mm/75mm/90mm/135mm, Verschlusszeit bis 1/4000, Belichtungsmesser integriert, Automatische Verschlusszeit möglich, teuer
Voigtländer Bessa R/ R2 - gleiche Kamera, R mit M39-Bajonett, R2 mit M-Bajonett, Framelines für 35mm/50mm/75mm/90mm, Verschlusszeit bis 1/2000, Belichtungsmesser integriert, gleich grosser Sucher wie Leica, günstigste Variante der hier aufgelisteten M-Kameras
Spiegelreflex
Minolta XG-M / Minolta Rokkor 45mm f/2 ©Hitzigraphy
Die wohl bekannteste Form der Kamera ist die Spiegelreflex-Kamera. Lange lange Zeit war sie die erste Wahl für Profi-Fotografen, wegen ihrer Vielseitigkeit und der Geschwindigkeit. Für jeden Anfänger ist meiner Meinung nach eine einfache SLR (kommt von Single Lens Reflex) das beste Werkzeug, um das Fotografieren zu erlernen. Viele neuere SLR's haben auch eingebaute Automatikfunktionen, wenn man dann doch ein Mal nicht alles manuell machen will. Wie oben erwähnt schaut man hier im Sucher auf einen Spiegel, der den Blick dann durch das Objektiv leitet. So siehst du genau das, was du fotografierst. Ausserdem kann man hier problemlos Brennweiten von 70-200mm verwenden, was bei den Rangefindern schwierig ist. Wenn du also Portraits machen oder Tiere in der Ferne fotografieren möchtest ist dies das perfekte Werkzeug dafür.
Alle bekannten Kameramarken haben gute SLR's hergestellt, hier war es besonders schwierig, eine Auswahl zu treffen, weil viele sehr ähnlich sind. Ich werde hier einfach die, in meinen Augen, besten Serien der jeweiligen Marken vorstellen. Die Kameras der Serien sind dann je nach Alter mehr oder weniger modern, aber alle Objektive der Serie funktionieren daran. Dazu nehme ich je eine Kamera aus der Serie, die für mich Sinn macht.
Canon A-Serie - Canon FD Bayonett - Canon AE-1
Nikon F-Serie - Nikon F Bayonett - Nikon FG-20
Minolta SRT/X-Serie - Minolta MC/MD Bayonett - Minolta X-700
Unterwasser
Minolta Weathermatic 35DL ©Hitzigraphy
Als kleine Spezial-Kategorie habe ich noch die Unterwasserkameras hinzugefügt. Einfach weil es geil ist, dass man mit einer alten Filmkamera tauchen kann. Meine Minolta Weathermatic 35DL hat bis jetzt alles überlebt, Pool, Dusche und Meer. Und analoge Unterwasserbilder haben schon was... Mit der Nikonos habe ich keine persönlichen Erfahrungen, sie hat mehr manuelle Einstellungsmöglichkeiten als die Minolta und ist dementsprechen vielseitiger einsetzbar. Die Minolta ist einfach eine gut abgedichtete Point&Shoot.
Minolta Weathermatic 35DL - Objektiv kann intern zwischen 35mm f/3.5 und 50mm f/5.6 switchen, nur ISO 100 & 400 möglich, günstig
Nikonos V - Lichtstarkes Objektiv, Wechselobjektive möglich, vielseitig einsetzbar, die Einzige ihrer Art, günstig
Ich hoffe, du hast ein, zwei interessante Kameras für dich gefunden. Für den Kauf von Analog-Kameras empfehle ich vor allem Fotoflohmärkte oder ein Kauf beim Fotohändler, damit du das Gerät zuerst testen kannst. Ansonsten funktionieren tutti, ricardo und co. natürlich auch.
Beim nächsten Mal geht es um verschiedene Analog-Filme und wie man diese einsetzt. Bis dann, gut Licht!
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