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  • AutorenbildCharlotte Burckhardt

Chaotisch, sympathisch, mutig: Cablesalad!

Das erfrischende Musikduo aus Basel, bestehend aus León Cremonini und Naïma Winkler, veröffentlichte im Februar 2023 seine erste produzierte Single namens “dancemorethinkless” und polarisiert damit. Die beiden beschreiben ihr Genre als Dance-Electro-Indiepop, lassen sich aber weder in eine kommerzielle Schublade stecken, noch vom konventionellen Musikmarkt bremsen. Dabei macht León meistens die Beats und gibt das Gerüst, Naïma hingegen beschäftigt sich mehr mit dem Songwriting und den Performances. Das beeindruckende dabei: Beide machen aber auch beides und verstehen das Hauptmétier der anderen Person.


Cablesalad in drei Worten ist..


beide lachen und schauen mich etwas überfordert an


Naïma: Ich würde sicher dreamy oder träumerisch sagen! Dann irgendetwas, was beschreibt, wie wir alles verbinden, worauf wir Lust haben?


León: Ja, sicher träumerisch, verbindend?


Naïma: Träumerisch, verbindend, auch etwas treibend?


León: Tanzbar!


Naïma: Ja: träumerisch, verbindend, tanzbar!



dancemorethinkless ist ja ein sehr aussagekräftiges Motto, was bedeutet das für euch?


Naïma: Entstanden ist es, als wir einen sehr improvisierten Gig hatten, der mich ziemlich gestresst hat. Es war zwar super cool, aber ich musste mich ziemlich schnell anpassen. Und trotz dem ganzen Stress konnte ich am Schluss wieder in die Musik eintauchen und einfach das herausbringen, was in dem Moment halt rauskommt – ohne zu viel zu denken. Und dann ist mir irgendwie dieser Satz eingefallen und ich musste mich selbst an die Hand nehmen und mir weismachen, dass ich auch einfach abschalten kann.


León: Für mich hat dieses Motto dancemorethinkless eine sehr verbindende Bedeutung zu elektronischer Musik, welche für mich ein Ort ist, an dem ich wirklich abschalten kann – weniger zu denken und mehr in den Körper und den Moment zurückzukommen.


Gibt es einige Eigenschaften in eurem Musikprozess, die euch besonders wichtig sind?


León: Es ist ein zweischneidiges Schwert: das Chaos. Plötzlich fangen wir an, Salzshaker aufzunehmen oder irgendwelche Weingläser zu tunen – zwei Tage vor einem Gig. Als wir am BandX – einem Bandcontest für junge Musiker*innen – gespielt haben, haben wir auch in letzter Sekunde noch Weingläser eingepackt und diese ins Set eingebaut. Solche Momente sind zwar so chaotisch, aber so ausschlaggebend für mich, weil es meine Inspiration nicht im geringsten einschränkt und sie auch ankurbelt.


Naïma: Wir lassen uns auch nicht bremsen von nicht so guten Ideen, weil wir alles ausprobieren möchten. Ich glaube, wir sind auch beide ziemlich gleich ambitioniert oder motiviert, weswegen das auch gut funktioniert.


León: Das war auch beim dancemorethinkless-Video so: Wir hatten beide eigentlich gar keine Zeit, ich hatte Endproben im Theater, Naima hatte irgendwelchen Jazz-Gugus und trotzdem haben wir so viele Leute zusammengetrommelt, um das Chaos zu veranstalten, welches nun unser Musikvideo geworden ist.


Naïma: Was ich auch cool und wichtig finde, ist, dass bei uns die Idee im Vordergrund steht und nicht wir als Personen. Auch dass wir uns gegenseitig kritisieren können, ohne dass jemand beleidigt ist. Ich lasse mir von dir auch gerne Sachen zwanzig mal sagen, wenn ich am Schluss dabei etwas lerne oder etwas verbessere. Also wir sind uns auch nicht “zu schade”, um alles zu probieren und auch Zeit in etwas zu investieren, was am Schluss wieder gekickt wird.


León: Ich glaube, das hat man auch am BandX-Finale gemerkt. Wir haben ein Medley aus ganz vielen unterschiedlichen Komponenten gemacht, die normalerweise niemand kombiniert.


Naïma: Ja, wir hatten einen Drum’n’Bass-Beat, worüber ich noch etwas gesteppt habe, weil ich einfach Lust hatte zu steppen und dies noch mit anderen Elementen kombiniert haben.


León: Schlussendlich war es keine weise Entscheidung, das so zu machen, die Jury hat gar nicht begriffen, was wir eigentlich wollen, es hat eher wie ein riesiges Chaos ausgesehen. Angefangen mit einem sehr träumerischen Intro, gefolgt von einer Hip-Hop-Steppeinlage, einem Drum’n’Bass-Teil und so weiter…


Naïma: Aber es war toll! Wir sind uns aber eigentlich immer noch am finden, in dem, was wir machen. Es ist eben auch jedes Mal anders.


León: Was auch das Schöne ist! Nach dem BandX haben wir vermehrt Gigs gespielt, wobei auch jedes Konzert komplett anders war.


Euer Wunschszenario: Wo wünscht ihr euch, dass eure Musik gespielt oder gehört wird?


León: An einem unkonventionellen Festival in der Natur im Sommer. Vielleicht, wenn es schon dunkel ist, aber Lichter hat. Wenn man gar nicht mehr wirklich unterscheiden kann, was real und was irgendwelche Lichter sind. An einem Openair, an dem es noch schöne Kunstinstallationen hat. Dort kann man entweder irgendwo auf einem Sofa sitzen und quasi abdriften oder voll dazu tanzen. Ich würde ganz allgemein sagen, irgendwo, wo die Leute Spass haben, miteinander toll sind und sich gern haben.



Wen wollt ihr inspirieren?


Naïma: Ich kann das gerade nur an einem Beispiel beschreiben: Wenn ich manchmal an Musik-Events bin, kann ich sehr fest zu mir selbst zurückkehren. Ich finde es immer so unfassbar schön, wenn mich die Musik mitnimmt und mich somit zu mir selbst zurückbringt – das fände ich super schön bei anderen zu erreichen. Ich glaube auch, dass das alle Leute irgendwann brauchen.


León: Leute, die in dem Moment bereit sind, die Verbindung mit sich und mit uns einzugehen und auf einer Reise dabei sein möchten, die wir irgendwie zu kreieren versuchen.



Was möchtet ihr abschliessend den Leser*innen auf den Weg gehen?


Naïma: Sich trauen, Dinge auszuprobieren. Schlussendlich machst du die Dinge für dich selbst und du wirst auch immer besser darin. Auch dass es für den gegenwärtigen Moment passt und stimmt. Niemand hat irgendwelche Ansprüche.


León: Einfach machen, ohne zu überlegen – do more think less quasi. Auf die Intuition hören und einfach das machen, was einem Spass macht. Sich selbst vertrauen, dass das, was du machst, wertvoll ist. Wenn du es möchtest und dahinter stehst, kannst du auch Erdbeerglacé auf der Bühne machen.







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