Ich muss zugeben, die wenigsten Filme der diesjährigen Nominierten und Prämierten gesehen zu haben. Umso interessierter bin ich, mit euch gemeinsam einen kleinen Tauchgang in die Filmfestivalwelt zu machen.
Oscars & Covid-19
Die Jahre bis Corona anfing war ich – trotz anderer Ansprüche an Filmrezeption – Feuer und Flamme für Oscarnächte und natürlich Kinogänge. Jetzt hat sich einiges verändert.
Die Covid-19-Pandemie hat die Kultur- und Veranstaltungsbranche stark mitgenommen. Kein Wunder also, dass auch die Oscars darunter litten. Wobei die Bilanz der Änderungen vergleichsweise milde ausfiel. 170 Personen konnten an der 93. Verleihung der Oscars am 25. April 2021 im Dolby Theater Los Angeles teilnehmen.
Die Auftritte auf dem roten Teppich wurden stark reduziert und die Veranstaltung wie ein aktives Filmset unter Schutzkonzept behandelt. Sprich während laufender Kamera wurden keine Masken getragen und alle Beteiligten unterzogen sich Schnelltests.
Interesting Facts
Die Oscarverleihung 2021 wurde auf Grund von Covid-19 verschoben und ist damit, jetzt kommt's, erst die vierte verlegte Oscarveranstaltung in der Geschichte!
Zuletzt gab es Verschiebungen 1938 auf Grund einer Flutkatastrophe, 1968 wegen der Ermordung Martin Luther King's und 1981 durch das Attentat auf Ronald Reagan.
Erstmals seit 1934 wurden auch Filme aus mehr als einem Kalenderjahr zugelassen. Diese Verlängerung war ebenfalls auf Grund der Pandemie möglich.
Dieses Jahr wurden zudem die beiden Ton-Kategorien zusammengelegt, womit es nur noch 23 Preise gibt.
Schöne neue Welt
Man kann klar sehen, dass sich die Filmlandschaft aus verschiedenen Gründen, aber besonders durch die Pandemie, verändert hat. Grosse Filmproduktionen wurden lahmgelegt und Kinos, gerade in den USA, mussten schliessen. Das gab der Academy dieses Jahr aber auch in gewisser Weise eine Chance.
Mit "Parasite" als bestem Film begab sich die Academy of Motion Picture Arts and Sciences letztes Jahr, wie schon zu erahnen war, auf alternativere Pfade denn je. Die Augen haben sich ein wenig geöffnet, was von meiner Seite zu begrüssen ist. Nicht dass "Parasite"" ein Geheimtipp wäre, schliesslich genoss der Film grossen internationalen Erfolg. Dennoch spricht sein Gewinn des meistersehnten Goldjungen für ein wachsendes Verständnis der Academy für diverse Filmkultur.
Dieses Jahr wurden somit auch viel mehr Filme der Kategorie Arthouse beziehungsweise Filme mit Budgets weit unter Blockbuster-Niveau ernstgenommen, nominiert und prämiert.
Oscars 2021 (Highlights)
Die Produzent_innen von "Nomadland" Mollye Asher, Dan Janvey, Frances McDormand und Peter Spears gewannen mit der Regisseurin den Hauptpreis für den mit 5 Millionen US Dollar budgetierten Film. Die 39 Jahre alte Chinesin Chloé Zhao wurde für ihre Buchadaption zudem mit der goldenen Statue Beste Regie prämiert.
"Nomadland" konnte die Academy wirklich auf allen Leveln begeistern, war der Film schliesslich auch für Beste Hauptdarstellerin (Frances McDormand), Bestes adaptiertes Drehbuch und Bester Schnitt (beides Chloé Zhao) nominiert.
Die mit 10 meisten Nominierungen erhielt hingegen "Mank" vom renommierten Regisseur David Fincher. Das Biopic über den Drehbuchautoren des All-Time-Classics "Citizen Kane" war nominiert für Beste Kamera (Erik Messerschmidt), Bestes Szenenbild (Donald Graham Burt und Jan Pascale), Bester Film (Ceán Chaffin, Eric Roth & Douglas Urbanski), Beste Regie (David Fincher), Bester Hauptdarsteller (Gary Oldman), Beste Nebendarstellerin (Amanda Seyfried), Beste Filmmusik (Trent Reznor und Atticus Ross), Bester Ton (Ren Klyce, Jeremy Molod, David Parker, Nathan Nance und Drew Kunin), Bestes Kostümdesign (Trish Summerville), Bestes Make-up und beste Frisuren (Gigi Williams, Kimberley Spiteri und Colleen LaBaff).
Die goldene Statue nach Hause nehmen konnten unter den vielen Ehrungen nur Erik Messerschmidt (Beste Kamera), sowie Donald Graham Burt und Jan Pascale (Bestes Szenenbild).
"Judas and the Black Messiah" ist ebenfalls ein Bopic – in diesem Falle über die Black-Panther-Bewegung – von Regisseur und Drehbuchautor Shaka King. Dabei waren die Nominierungen: Daniel Kaluuya als Bester Nebendarsteller, Bester Filmsong: „Fight for You“ (Musik: H.E.R. und Dernst Emile II, Text: H.E.R. und Tiara Thomas), Bester Film (Produzenten: Shaka King, Charles D. King und Ryan Coogler), Bestes Originaldrehbuch (Will Berson, Shaka King, Kenny Lucas und Keith Lucas), Keith Stanfield als Bester Nebendarsteller und Sean Bobbitt für Beste Kamera.
Zwei der Nominierten gewannen: Daniel Kaluuya als Bester Nebendarsteller, sowie "Fight for You" als Bester Filmsong (H.E.R. u.a.).
Persönliches Vorfreude-Highlight: Promising Young Woman
Auf einen Film, der bei den Oscars ebenfalls nicht gerade schlecht abgeschnitten hat und für Bestes Original Drehbuch prämiert wurde, freue ich mich besonders!
"Promising Young Woman" von Emerald Fennell (Drehbuchautorin und Regisseurin) kommt modern und frisch daher, mit bissig und doch humorvoll transportiertem Feminismus. Das Ganze ist, dem Trailer nach zu urteilen, als unterhaltsamer Thriller auf den Spuren klassischer Revenge-Stories in höchst aktuellem Gewand verpackt. Ich werde den Film so bald wie möglich streamen und bin gespannt ob mich das böshumorige, gesellschaftsrelevante Zitatfeuerwerk erwartet, das ich mir wünsche.
Auch "Mank" wollte ich schon lange schauen, genauso "Nomadland". Ich freue mich also sehr, mir gerade wieder einen Einblick in die aktuelle Filmlandschaft verschafft zu haben und werde bald wieder ins Movieland abtauchen.
Ihr wollt noch tiefer tauchen?
Wenn es Euch in den Fingern brennt, über alle nominierten und prämierten Filme der diesjährigen Oscars Bescheid zu wissen, dann empfehle ich euch nach meinem Einblick zum Beispiel auf IMDB vorbeizuschauen: https://www.imdb.com/event/ev0000003/2021/1/
Wenn Ihr genug vom Lesen habt, dann gebt einfach Oscar Winners 2021 auf Youtube ein. Es gibt kurze Zusammenfassungen oder moderierte Beiträge.
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