Okay, ich bin ehrlich. Instagram hat mich wohl doch mehr im Griff, als ich mir das jemals eingestehen wollte. Täglich spült mir der perfekt auf mich zugeschnittene Algorithmus hunderte Bilder und Videos cooler tanzender Girls und Boys auf den Bildschirm: Leute Anfang zwanzig in trendy 1970-er Jahre Kleidung, die in ihren super stylischen, farbenprächtigen Rollschuhen über den Teer zu gleiten scheinen. Sie ploppen im Sekundentakt auf meinem Handy auf. Einmal um die eigene Achse drehen? Die Gitarre auf den fahrenden Schuhen zupfen und in einen hellrosa Sonnenuntergang davonrollen? Scheint alles kein Problem zu sein. Leicht und frei muss man sich auf den Dingern fühlen, denke ich jeweils beim täglichen Betrachten.
Je länger desto stärker beschlich mich in den letzten Wochen das Gefühl, dass ein paar Rollschuhe alle meine Probleme lösen könnten. Würde ich auf ihnen durch die Welt gleiten, wäre ich frei und unantastbar. Mein Weg führte mich also schleunigst ins Sportgeschäft, dahin, wo schon vier andere verzweifelt versuchten, ihre Füsse in die letzten übrig gebliebenen Rollschuhe in Grösse 38 zu quetschen.
Die Realität traf mich härter als erwartet. Nach mühseliger Anprobe versuchte auch ich durch die Gänge des Geschäfts zu gleiten. Von «gleiten» kann rückblickend keine Rede sein. Eher von einem verzweifelten Versuch, der Freiheit und Unantastbarkeit hinterher zu hechten. Doch anstatt elegant auf meinen vier Rollen davon zu fahren, fand ich mich wenige Sekunden später in einem Kleiderständer voller rosa Sport-BHs wieder. Und meine Knie, sie schmerzten höllisch.
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