top of page
  • AutorenbildJuno Peter

Sugar Baby in the making- oder so ähnlich


Illustration: Pia Zibulski


Argggg. So unproduktiv wie die letzten drei Wochen war ich schon lange nicht mehr. Nicht nur war ich unproduktiv, auch bin ich zur Zeit absolut unkreativ. Es ist gerade richtig schwer, mich an meinen Laptop zu setzen und etwas zu schreiben. Mein Kopf will nicht richtig nachdenken, mir fällt nichts ein und irgendwie habe ich auch gar keine Lust, irgendetwas zu machen. Das Sommerloch ist real und ich stecke mittendrin. Um diesem Gräuel zu entfliehen, haben mein bester Freund und ich uns entschieden, nach Elba zu fahren. Seine Eltern haben da eine kleine Wohnung und die Durchschnittstemperatur von 28 Grad lässt sich durch die fortwährende Meeresbrise sehr gut aushalten. Es war wundervoll. Zwar bin ich nicht die grösste Sommer-Fanatikerin (wer hätte es gedacht, die immer-schwarz-tragende mit dem Schneewittchen-Hauttyp ist kein Fan vom Sommer), jedoch habe auch ich dieses Jahr die Sonnenstrahlen auf der Insel sehr genossen. Die einsamen, menschenleeren Strände zwischen den Felsen und das tagelange in der Sonne Rumliegen und Lesen, haben mich mit einem Energieüberfluss und Self-Confidence-Boost beschenkt, sodass wir uns entschlossen haben, ein kleines Fotoshooting am Strand zu machen. Das Licht war perfekt; Golden-Hour, die Haut glänzte und das Meer sah einfach zu gut aus, um das nicht festzuhalten. Wir schossen ein paar Fotos mit meiner Kamera und zack waren die Bilder, wer hätte es auch anders erwartet, auf Instagram.

Am nächsten Tag durchforschte ich dann meinen Instagram Feed und da kam eine DM-Anfrage rein. Ein Mann, ich schätze ihn auf Ende fünfzig, lies mir folgende Nachricht übermitteln:


Hello beautiful I Love your profile picture specially I’ll be happy if you text me back I’m a sugar daddy I’m interested in having you as my sugar baby and get you paid weekly my payment start from $8000 lmk if you are ready <3 +41******* "


Und dann noch seine Telefonnummer. Was für eine Nachricht, ich war baff. Ich weiss nicht ob es die Abstinenz von Satzzeichen oder der Inhalt der Nachricht war, der mich so überforderte. Was soll man auf eine solche Nachricht antworten? Antworte ich überhaupt? Wer ist dieser ominöse, reiche Mann und warum hat er unter all den unzähligen Bikini-Pics auf Instagram meines auserkoren, um mir Geld zu schenken? So viele Fragen und keine Antworten. Da ich jedoch nicht interessiert an einem solchen Arbeitsverhältnis bin, habe ich die Nachricht gelöscht und den Nutzer blockiert, jedoch nicht ohne vorher noch einen Screenshot von der Anfrage zu machen und einen Blick auf sein Profil zu werfen. Es handelte sich klar um Spam. Welcher seriöse Geschäftsmann schreibt schon seinen Kontostand in seine Instagram Bio und dann noch dazu, dass er nach einem Sugar Baby sucht. Jedoch hat dieser kleine “Ausflug” in diese, mir unbekannte Welt, meine Wissbegierde geweckt und ich wollte mehr über die Welt der Sugar Babys und Sugar Daddies erfahren.


Es folgte ein leicht alkoholisierter Google deep-dive, in welchem ich mich in die Untiefen des Internets stürzte und mich langsam in die Sphäre des Sugar-Dating begab. Natürlich hatte ich, wie die meisten unter uns, schon vor diesem Recherche-Trip eine Idee davon, was ein Sugar Baby oder ein Sugar Daddy ist. Für die unter euch die es noch nicht wissen, hier eine kurze Erklärung von Professorin Wikipedia: “Sugar-Daddy(...) werden Männer genannt, die eine in der Regel sexuell geprägte längerfristige Beziehung zu deutlich jüngeren Partnerinnen oder Partnern unterhalten, die dafür eine materielle Gegenleistung erhalten.” Hinzugefügt muss werden, dass auch Frauen* die geldgebende Instanz einnehmen können und so zur Sugar Mamma werden. Jedoch scheinen Sugar Daddys häufiger vorzukommen. Auch werden die Männer, welche sich in einer Sugar-Relationship mit einer Sugar Mamma befinden, nicht Sugar Babys genannt, sondern Toyboys, was ich persönlich einen sehr viel weniger schmeichelnden Ausdruck finde. Zudem beruht nicht jede dieser Beziehungen auf sexueller Basis, was mir zuvor nicht bewusst war.


Es gibt eine ganze Youtube-Community von ehemaligen oder noch immer aktiven Sugar Babys, die über ihre Erfahrungen sprechen und auch Tipps geben, wie man selbst zum Sugar Baby wird. Was mich besonders erstaunt und dann irgendwie froh gemacht hat: Viele dieser Frauen*, deren Videos ich geschaut habe, sprechen nicht nur über die guten Seiten des Sugar daseins. Sie sprechen auch über die Kehrseite, darüber auf welche Vorurteile man trifft, über Übergriffe und darüber, wie man sich als Sugar Baby schützen kann. Das macht mich glücklich! Frauen*, die anderen Frauen* helfen wollen, aufklären und ihnen kein verklärtes Bild von etwas vermitteln und somit Aufklärungsarbeit leisten. I fucking love this!


So endete mein Ausflug ins Sugar-Life mit einem erstaunlich befriedigenden Gefühl und meine Wissbegierde zu diesem Thema ist fürs Erste gestillt. Zwar bin ich jetzt noch überzeugter davon, dass das Sugar Baby-Dasein nichts für mich ist, als ich zuvor sowieso schon war, jedoch finde ich im Grossen und Ganzen nichts Verwerfliches am Sugar Life. Mein Fazit zu diesem Lebensstil ist, wie bei den meisten anderen Dingen auch: You do you, boo. Solange du dich wohl dabei fühlst und es deine freie Entscheidung ist, supporte ich dich dabei. Go for it! Get that money and live that fancy lifestyle! Aber informiere dich und pass bitte auf dich auf, es gibt gute Quellen da draussen.


Falls sich wieder mal ein solcher Herr in meine DMs verirrt und es kein Spam ist, kann ich’s mir ja schliesslich doch nochmals überlegen. Und wenn ich mich immer noch dagegen entscheide, kriegen zumindest meine Follower*innen auf Instagram einen Screenshot von der Nachricht und damit was zu Lachen. Ich werde das Ganze jedoch lieber weiterhin drink-schlürfend aus der Ferne beobachten.


Salute!





Comments


bottom of page