Wir, die Kolumnist*innen Max und Selina, haben uns was Kleines für diese etwas andere Adventszeit überlegt: Jeden Advent kommt abwechslungsweise ein kurzer Text von uns online. Das Thema des Textes wird jeweils von der anderen Person vorgegeben.
Am ersten Advent schrieb Selina über überfüllte Glühwein-Lager und hatte die eine oder andere Idee was mit 400.000 Litern des süssen Gesöffs angestellt werden könnte. Zum zweiten Advent ist Max an der Reihe.
«Jetzt wo du ausgezogen bist – Weihnachtsdeko in der eigenen Wohnung, ja oder nein?», fragt mich Selina per WhatsApp. Eine Frage, die definitiv eine Antwort in Kolumnen-Länge verdient. Vorweg sage ich nur: Bevor du mit Menschen in eine WG ziehst, redet miteinander über Weihnachtsdekoration.
Ironischerweise sitze ich, als Selina mir die Nachricht schickt, neben unserem WG-Adventskranz. Den haben wir uns zwar nicht gewünscht und schon gar nicht selbst gesteckt, aber wir haben ihn jetzt nun mal. Weil es «sich so gehört»? Vielleicht schon. Oder dieses Geschenk war von der Familie als «Challenge» gedacht, um Staubsaugen zu üben, wenn sich die trockenen Nadeln in der ganzen Wohnung verteilen.
Mit dem Adventskranz kommt aber auch Verantwortung, die über das Staubsaugen und Verhindern von Feuer hinausgeht. Bevor der Kranz angezündet werden kann, muss erstmal geklärt werden, ob die Kerzen nacheinander angezündet werden – also jeden Advent eine neue. Oder bei jedem Anzünden im Kreis rotierend eine andere, weil sonst die erste bereits Mitte Monat abgebrannt ist und die vierte noch bis Mitte Januar vor sich hin «schmürzelt». Als ob die Weihnachtszeit nicht schon kompliziert genug ist.
Meine WG ist da zum Glück pragmatisch. Wir haben Zimmerpalmen statt einer Weihnachts-Tanne, und die Palmwedel noch nicht einmal mit Lichterketten behängt. Wer weiss, vielleicht fänden wir stillheimlich ein Tannenbäumchen schon noch nice. Sagen aber nichts, weil es ein bisschen «bünzlig» wirken könnte.
Was meint ihr, welches Quartier würde einen Wettbewerb um die hässlichste Weihnachtsdekoration der Stadt gewinnen? Ich denke wir alle haben diese einen Nachbarn, die sich dafür alle Mühe geben. Ich bin zumindest froh, nicht selbst mit Menschen zusammenzuwohnen, die auf einem LED-Rentier für den Balkon bestehen. Stell dir vor: Da lebt man das ganze Jahr umweltbewusst as hell – (fast) kein Schluck Kuhmilch mehr seit ich ausgezogen bin, vor Käse-Entzug träume ich nachts schon von Parmesan – und dann stellt man sich dieses Tier auf die Terrasse, das – mit entsprechendem Stromverbrauch – das ganze Quartier in Flutlicht taucht?
Die Frage, wie wir die Kerzen schön gleichmässig abbrennen lassen können, hat sich bereits am ersten Advent erledigt. Die Kerzen sind nach kurzer Zeit so verformt, dass das gar keinen Unterschied mehr macht. In einer WG sagt eben niemand mehr, man solle die Finger vom flüssigen Wachs lassen.
Die Illustrationen sind eine Zusammenarbeit von Florence Dreier, Hannah Oehry, Lena Studer & Pia Zibulski
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