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  • AutorenbildDominik Asche

«Es ist alles Zufall»

Kurt Aeberli ist unter dem Künstlernamen TRUK in der Basler Karikaturisten Szene bekannt. Über Jahrzehnte arbeitete er regelmässig für diverse Tageszeitungen und Magazine im In- und Ausland. Und das alles nebenberuflich. Seit seiner Pensionierung widmet er sich vermehrt der Malerei. Ab und zu ist eine Karikatur für Freunde aber nicht ausgeschlossen.

© Dominik Asche

Kurt Aeberli ist 80 Jahre alt und Karikaturist. «Karikaturen zeichnen zu können war eine Entwicklung», sagt Kurt. Aber schon im Alter von 3 Jahren gab er Ruhe, wenn man ihm einen Stift und Papier (oder auch ein Stück Papiersack) in die Hand drückte.


Ich lernte Kurt im Unternehmen Mitte kennen. Per Zufall fingen wir an zu reden, seither sind wir befreundet und treffen uns manchmal auf einen Kaffee. «Alles ist Zufall», das sagt Kurt immer und immer wieder. Auch sein Atelier direkt am Rhein hat er per Zufall kaufen können. Auch das war ein glücklicher Zufall, sagt Kurt.

Seit 37 Jahren malt Kurt hier schon.

Damals war es eine Transformer Station, in dieser der Strom an die Haushalte im Umfeld «verteilt» wurde. Wie ein Leuchtturmwächter steigt er vor mir die Wendeltreppe hinauf. Zeigt mir sein Atelier, einige seiner Werke und die Aussicht durch die Fenster auf den vorbeifliessenden Rhein. Beim Kaffeetrinken erzählt er mir aus seinem Leben.


Nach der Primarschule ging an das Münstergymnasium. Kurt kam aus einer einfachen Familie. Von Anfang an hatte er das Gefühl, dass er im Gymnasium nicht richtig ernst genommen wurde, im Verhältnis zu seinen Kollegen aus besseren Kreisen. Nach zwei Jahren im Gymnasium verliess er freiwillig die Schule, um seinem Traum Militärpilot zu werden nach zu gehen.

Sein Traum rückte in greifbare Nähe, als er die Lehre zum Maschinen-Mechaniker absolvierte, platzte allerdings bei der letzten Prüfung beim Militär. Ein Experte verkündete ihm, dass er in Stresssituationen keinen kühlen Kopf könne behalten und deshalb ungeeignet sei. So ging ein Traum definitiv zu Ende.

Nach einer zweiten Ausbildung zum Maschinen-Zeichner vermittelte Kurts Vater - ein Trämmler - ihm eine Stelle beim damaligen Elektrizitätswerk in Basel. «Rückblickend ein guter Entscheid», sagt Kurt. 37 Jahre lang arbeitete er beim Elektrizitätswerk - später IWB.

© Dominik Asche

Während dieser ganzen Zeit zeichnete Kurt. Immer und überall. Er begann sich für die damaligen Karikaturisten zu interessieren. Vor allem die französischen Karikaturisten inspirierten ihn. So zum Beispiel: Bosc, Chaval oder auch Sempé.

In dieser Zeit begannen Zeitungen vermehrt Karikaturen abzudrucken. Der politische Inhalt wurde so zum Hauptthema. Die erste Basler Zeitung mit politischen Cartoons war die «National Zeitung». Für dieses Tageszeitung zeichnete jahrelang Hans Geisen. Auch Kurt hätte gerne für eine Zeitung gezeichnet. So bewarb er sich bei den «Basler Nachrichten», diese hatten noch keinen Karikaturisten. Und so konnte er wöchentlich in den Ressorts «Innenpolitik», «Aussenpolitik», «Wirtschaft», «Kultur», und «Sport» seine Zeichnungen publizieren. Eine Zeit, die ihm enorm viel Freude bereitet hat.

Als die «National Zeitung» und die «Basler Nachrichten» zu der heutigen «Basler Zeitung» fusionierten, verlor Kurt seine Aufträge. Geisen konnte bleiben.


© Dominik Asche

Wenige Monate später klingelte bei Kurt das Telefon. Es war ein ehemaliger Redaktor der «Basler Nachrichten», der inzwischen Chefredaktor bei der «Solothurner Zeitung» war. Die Folge war, dass er während 16 Jahren für diese Zeitung zeichnen durfte. Diesem Auftrag folgten ähnliche Aufträge für andere Zeitungen.

Ein befreundeter Karikaturist arbeitete für die Migros Zeitung (damals «Brückenbauer»). Als er ein Angebot des Konkurrenten Coop Zeitung erhielt, vermittelte er den Auftrag an Kurt. Die nächsten zwanzig Jahre zeichnete Kurt also für die Coop Zeitung.

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«Es war alles Zufall, ich konnte das alles nicht planen.»


Nicht nur nationale Zeitungen interessierten sich für Kurts Karikaturen.

Auf einer Reise nach New York in den 1970er Jahren besuchte Kurt einen Freund, der für die New York Times arbeitete. Zusammen besuchten sie das Büro, wo Kurt ein Stellenangebot des Chefredaktors bekam. Weil noch kein Internet existierte, konnte Kurt diesen Job nicht annehmen. Der Postweg war zu langsam für eine tagesaktuelle Zeitung.

«Wenn wir dich anrufen und die Zeichnung erst zwei Tage später bekommen, dann ist das zu spät», sagte ihm der Chefredaktor.


Unter seinem Künstlernamen TRUK konnte Kurt über 4500 Karikaturen veröffentlichen. Heute widmet sich Kurt vor allem der Malerei und zeichnet auch mal noch eine Karikatur für seine Freunde.



© Dominik Asche

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