Vor einigen Tagen, es war Sonntag und ich prokrastinierte so vor mich hin, geriet ich mal wieder in die ominöse Youtube-Schleife. Das kennt ihr sicher; man beginnt mit einem Video und vier Stunden später erwacht man aus einer Art trance und erwischt sich dabei, wie man gerade Leuten zuschaut, wie sie mit Lebensmitteln und Sekundenklebern Möbel reparieren oder mit Cutter-Messern Seife zerschneiden. Inmitten dieses trance-ähnlichen Zustandes wurde mir ein Video vorgeschlagen, welches meine Aufmerksamkeit auf sich zog: Eine Youtuberin, die ich in meinen Teenie-Jahren aktiv verfolgt hatte, ist schwanger. Ich habe mir das Video angeschaut, dabei weiter vor mich hin vegetiert und bin dann, ohne mir gross Gedanken zu machen, zum nächsten Video übergegangen.
Anscheinend hat mich dieses Video aber doch nicht so kalt gelassen, wie ich dachte, denn in der darauffolgenden Nacht träumte ich in absurdester Weise davon, dass ich schwanger wäre. Und ich muss sagen: Es war kein schöner Traum. Mitten in der Nacht schreckte ich schweissgebadet hoch und brauchte ein paar Minuten um mich zu vergewissern, dass das alles nur ein Traum war. Dieser Traum geht mir seither jedoch nicht mehr aus dem Kopf. Der Grund, warum mich dieser Traum so beschäftigt, ist einfach: Schwangerschaft ist eine Horrorvorstellung für mich, denn ich möchte keine Kinder.
Ein heikles Thema, mit dem ich trotzdem schon immer sehr offen umgegangen bin. Schon als sechsjähriges Kind wusste ich, dass ich keine Kinder möchte und je älter ich werde, desto stärker wird dieses Gefühl der Abneigung in mir. Damit hat sich das Thema für mich erübrigt. Aber leider beginnt da die Diskussion erst. Obwohl ich diese Entscheidung ganz klar für mich fällen kann, scheinen Andere das jedoch nicht so einfach akzeptieren zu können. Die erste Reaktion, wenn dieses Thema aufkommt und ich meine Meinung dazu sage, ist immer gleich: “Du bist doch noch viel zu jung um das zu wissen, das wird sich noch ändern.” oder “Das hab ich in deinem Alter auch gesagt, irgendwann willst du ganz bestimmt eigene Kinder haben.” Oder mein Favorit: “Irgendwann wird auch bei dir die Uhr anfangen zu ticken, das passiert allen Frauen.” Das Kinderkriegen gehört in unserer Gesellschaft anscheinend immer noch zum Frau*sein dazu.
Es sind nicht diese Kommentare, die mich stören, sondern dass Männern diese Fragen nicht gestellt werden. Wenn ein Mann in meinem Alter sagt, dass er keine Kinder möchte, juckt das niemanden.
Warum kann’s dann nicht auch für mich so sein? Warum muss ich mich dafür rechtfertigen, dass ich mich weigere, meinen Körper neun Monate lang als Herberge herzugeben und ihn damit wahrscheinlich völlig zu ruinieren. Nur um dann einen kleinen Menschen durch eine viel zu kleine Öffnung zu pressen, mir dabei meinen Damm zu reissen, genäht werden zu müssen und dann 18 Jahre lang Verantwortung für diesen Menschen zu haben?
Darauf hab ich ganz einfach keinen Bock.
Ich mag Kinder. Ich freue mich schon auf den Tag, an dem ich Tante oder Gotte werde. Dafür bin ich voll zu haben! Die coole Tante Selina, mit der man Sachen macht, die man zuhause nicht darf und mit der man über die Dinge reden kann, über welche man nicht mit den Eltern reden möchte. Zu der man kommt, wenn man Probleme hat oder Rat braucht. Das möchte ich sein– nicht ein uncooler Elternteil.
Vor allem will ich mich einfach nicht für die Entscheidungen, die meinen Körper und mein Leben betreffen, rechtfertigen müssen, nur weil unsere Gesellschaft sagt, dass eine Frau* Muttergefühle und Kinderwunsch haben muss, um wirklich eine Frau* zu sein. Und wenn man das nicht hat, gilt man als kalt und selbstbezogen – und das “schickt” sich nunmal als Frau nicht.
Ich habe mich mittlerweile an diese Aussagen von Anderen gewöhnt. Wer weiss, vielleicht möchte ich ja doch irgendwann einmal Kinder. Das Schöne an Meinungen ist ja, dass sie sich ändern können und man sich weiterentwickelt. Nur kann ich mir bisher nicht vorstellen, dass sich diese starke Abneigung, welche ich momentan und eigentlich schon immer gegenüber dem Thema Kinderkriegen habe, einfach in Luft auflöst. Aber wer weiss schon, was in zehn Jahren bei mir los ist. Was ich jedoch weiss ist, dass laut Dr. Google “moderater” Alkoholkonsum keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit hat – darauf trink ich doch gleich einen!
Salut, meine Freunde!
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