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  • AutorenbildClaire Flury

Splitterkomplex – Eine Symbiose aus Eigeninitiative, Tatendrang und Hingabe


Impressionen des Kollektivs bei den Proben für das Stück „i'nān“. Bilder: © Claire Flury

Langsam tastet sich eine Hand der Kante entlang. Ihr folgt ein sich windender Körper, der allmählich die Rampe hinuntergleitet.

Dahinter stösst ein Fuss in die Luft, der sich sogleich wieder absenkt und auf der blendend weissen Fläche zu liegen kommt.

Was sich hier bei einer alten Lagerhalle auf dem Dreispitz abspielt, ist die Symbiose aus Schauspiel, Tanz und Akrobatik des Vereins Splitterkomplex. Hinter diesem Neologismus stehen zehn Künstler*innen aus den unterschiedlichsten Sparten der darstellenden Kunst. Sie alle haben sich vor rund einem Jahr zusammengefunden, um gemeinsam am Stück „i'nān“ zu feilen, welches vom 2. bis 17. September an der Florenzstrasse 13 in Münchenstein zu sehen ist.


Zu Beginn stand der Anspruch, der langen kulturellen Durststrecke ein Ende zu setzen. Die jungen Künstler*innen, die zwar alle mit dem Metier vertraut sind, jedoch (noch) keinen professionellen Hintergrund haben, wollten ein kraftvolles Erlebnis schaffen, das nachwirkt. Ein „In your Brain-Spektakel“ soll es sein; ein Stück, welches nicht nur auf visueller, sondern auch intellektueller Ebene begeistern und anregen soll.



So schlossen sie sich in einem Kollektiv zusammen und gründeten den Verein Splitterkomplex; viele einzelne Teile, die es zusammenzusetzen galt. Ausgehend von den individuellen Hintergründen und Fähigkeiten der einzelnen Darsteller*innen sollte sich ein vielfältiges grosses Ganzes formen. Zur gemeinsamen Inspiration fanden Parkour- und Voguingworkshops statt. Es wurde getanzt, trainiert, geschrieben, nachgedacht und wieder verworfen. Die Arbeit als Kollektiv sei nicht immer einfach und schon gar nicht immer effizient gewesen. Die Entwicklung des Stücks war daher stets eine Gratwanderung zwischen den persönlichen Interessen und kollektiven Entscheiden. Aufgeteilt in die Arbeitsgruppen Produktionsleitung, Finanzierung, Konzept, Ticketing, Trainingsplan, Musik, Kostüm + Maske, Regie, Szenografie, Dramaturgie und Choreografie mussten alle lernen, wo die eigenen Grenzen liegen, was abgegeben werden kann oder gar muss. Doch nicht nur diese Art von Zusammenarbeit stellte das Kollektiv vor einige Herausforderungen; insbesondere die ganze Administration und die Finanzierung brauchten viel organisatorisches Geschickt und Zeit. Ohne professionellen Hintergrund ein professionelles Event dieser Grösse auf die Beine zu stellen, erfordert nicht nur viele E-Mails, Anfragen an Stiftungen, ein Crowdfunding oder Locationscouting, sondern vor allem viel Herzblut und Ausdauer.



Dieser grosse administrative Aufwand erschien der Gruppe etwa so absurd wie das Stück selbst, ist die Absurdität doch das Kernthema von „i'nān“. In diesem Überbegriff erkannten die Darsteller*innen sich und ihren Alltag wieder. Auch bietet die Absurdität gleichermassen grossen Spielraum für Kritik und Humor.

Der Ort des site-specific openair Stücks trägt mit der eigens gebauten Bühne sein Übriges zur absurden Szene bei. Denn diese ist so wandelbar und einzigartig, wie die Darsteller*innen selbst; doch mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten.



So erwartet einen als Besucher*in ein einstündiges energiegeladenes Spektakel, welches nicht nur von der Musik und der Bewegung, sondern vor allem von der ausserordentlichen Hingabe des Kollektivs lebt.


Was aus dem eingespielten Team wird, ist ungewiss. Die Gruppe splittert sich nach den Aufführungen in die weite Welt auf. Bleibt zu hoffen, dass sie sich zuweilen wieder zu diesem starken, mutigen Komplex zusammenfinden, zu dem sie in den letzten Monaten zusammengewachsen sind.


Tickets für „i'nān“ findest du hier. Bis zum 30. August kannst du das Kollektiv zudem bei ihrem Crowdfunding unterstützen! Mehr Impressionen und Behind the Scenes gibt es auf dem Instagramaccount von Splitterkomplex .

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